Medienkompetenzprojekte - „Medien und Schule“


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Erfahrungsbericht Digitales Lernen

März 2020: Die Schulen in Ungarn werden geschlossen. Wie ging es dann weiter mit dem Unterricht für die Kinder? Ildikó Kiss berichtet von ihren Erfahrungen an einer deutschen Auslandsschule und gibt Tipps für Apps und Programme, die ihre tägliche Arbeit in dieser Zeit unterstützt haben und noch weiterhin unterstützen.

Von: Ildikó Kiss

Stand: 22.04.2022

Eine deutsche Schule in Ungarn. | Bild: BR | Indikó Kiss

Wir haben erst am 13. März 2020 in der Nacht erfahren, dass die Schulen in Ungarn ab dem 16. März geschlossen werden. Schon am Freitag, den 13. März haben wir die Schüler darum gebeten, dass sie ihre Lernsachen nach Hause bringen, an dem Tag war es aber noch nicht eindeutig, ob wir uns am Montag noch sehen werden oder ob alle schon vor einem Bildschirm sitzen müssen.

Aufstellung von digitalem Unterricht mit Hilfsmaterialien

Ab Samstag, dem 14. März 2020 ging alles schnell: Der digitale Unterricht musste aufgestellt werden. Am Wochenende hat die Schulleitung daran gearbeitet, dass die Kollegen auf die neue Situation vorbereitet werden. Wir haben Hilfsmaterialien erhalten, jeder Schüler hat eine eigene E-Mail-Adresse bekommen, die technische Ausstattung der Schule wurde untersucht, damit sie den Kollegen und Schülern ausgeliehen werden kann. 

Am Montag hat uns eine Lehrerkonferenz erwartet, wo wir alle nötigen Informationen erhalten haben, damit allen die ersten Schritte erleichtert werden. Die Schulleitung hat sich bei der Auswahl einer geeigneten Lernplattform für "Microsoft Teams" entschieden, da wir ohnehin schon ein Office365-Paket für unsere Schule hatten. Am Montag haben wir gelernt, was man alles auf dieser Plattform machen kann und so konnte noch am gleichen Tag unsere Arbeit anfangen. 

Die erste Woche, die ersten Schritte 

Am Montag haben alle Kollegen daran gearbeitet, Klassen und Gruppen innerhalb von Teams zu gründen. Währenddessen wurden die Schüler und Eltern auf jedem möglichen Kanal regelmäßig informiert. Den Kollegen und Schülern wurde angeboten, technische Ausstattung von der Schule auszuleihen, damit die digitale Arbeit problemlos stattfinden kann.  

Die Schüler haben sich in Teams angemeldet und wir haben gemeinsam erlernt, welche Funktionen die Plattform hat, wie wir ihnen Informationen mitteilen oder Lernstoffe oder Aufgaben vermitteln können. Das Schöne an der Plattform ist, dass wir dort auch Videokonferenzen abhalten können, die, wie sich herausgestellt hat, die Schüler gerne mögen und die unsere Arbeit erleichtern. 

Digitales Lernen im Fremdsprachenunterricht 

Digitales Lernen und Unterrichten ist schon an sich eine große Herausforderung; für mich war es aber beim Fremdsprachenunterricht (FSU) besonders schwierig, da es dabei erwünscht ist, dass Kommunikation nicht nur schriftlich, sondern auch mündlich stattfindet. Videokonferenzen zu halten war am Anfang noch problematisch, hier haben wir die Grenzen und das Fehlen des Klassenzimmers mit seiner technischen Ausstattung gespürt. Ich musste Programme, Apps und Möglichkeiten suchen, die uns dabei helfen, mit der neuen Situation umgehen zu können.  

Teams finde ich besonders gut, da ich jede einzelne Aufgabe korrigieren kann und die Schüler ein persönliches Feedback bekommen. In der Schule hatten wir dafür nicht immer Zeit. Wir können mehr mit Videos, Filmen oder Musik arbeiten und viele interaktive Aufgaben erleichtern auch die Übung zu Hause. Besonders die Kleineren entdecken, wie viele Möglichkeit sie am Computer oder am Tablet haben: Die Wörter werden jetzt mit Quizlet gelernt, der Lernstoff wird mit vielen interaktiven Spielen gefestigt. In den Videokonferenzen wird die neue Grammatik gelernt und es wird viel auf Deutsch gesprochen. Mit den interessanten Aufgabentypen konnten wir erreichen, dass unsere Schüler lieber und öfter Deutsch üben. 

 Folgende Apps/Programme unterstützen meine tägliche Arbeit im digitalen FSU: 

  • Die Lernplattform Teams funktioniert als digitales Klassenzimmer: Hier bekommen die Schüler den Lernstoff, die Hausaufgaben, oft auch die Tests.
  • Quizlet: Man kann damit digitale Karteikarten anfertigen und die Schüler haben zum Üben und Lernen verschiedene Möglichkeiten. Die Lehrerfunktion ist jetzt kostenlos, so kann man die Fortschritte der einzelnen Schüler beobachten.
  • Flip (ehemals Flipgrid): Die Schüler können hier kürzere Videos drehen, die nach Themen sortiert werden können. Der Lehrer kann an den Schülern ein persönliches Feedback geben. Es ist besonders nützlich für den FSU, so können die Schüler zu Hause Präsentationen drehen oder sich zu einem Thema äußern.
  • Forms: Man kann damit Quizzes oder Tests zusammenstellen. Die Aufgaben können automatisch korrigiert werden und man kann auch einstellen, wann und wie lange der Test zu erreichen sein soll. Eine Alternative ist Google Forms.
  • Genially: man kann interaktive Präsentationen oder verschiedene Spiele (zum Beispiel Breakout-Spiele) anfertigen.
  • Wordwall: Man kann damit interessante Spiele zu Übungszwecken anfertigen. 
  • Quizizz: einfache Zusammenstellung von Quizzes
  • Prezi: Man kann mit Prezi jetzt auch ganz einfach Erklärvideos zu verschiedenen Themen drehen und die dann den Schülern vorstellen.
  • Pixton: Comics zeichnen für die kleineren Dialoge
  • Sutori: für Präsentationen oder Stundenentwürfe - so können die Schüler selbstständig arbeiten.

Zwischenfazit 

Am Anfang war die Umstellung sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer schwierig. Die kleineren Kinder haben sich mit der digitalen Welt nicht so gut ausgekannt, sie konnten alleine nicht arbeiten, die Hilfe der Eltern war erforderlich. Wir mussten viel Zeit dafür aufwenden, dass sie das System und die Art und Weise, wie sie arbeiten sollten, kennenlernen. Jetzt ist aber sehr schön zu sehen, wie motiviert und aktiv unsere Schüler arbeiten. Sie geben uns auch Feedback und haben ein Interesse daran, dass das digitale Lernen mit jedem Tag verbessert wird.

Für mich persönlich war die Umstellung auch nicht einfach, ich finde sie aber trotzdem in einigen Aspekten positiv, da man so mit verschiedenen neuen Apps oder Methoden experimentieren kann. Laut des Feedbacks der Schüler werde ich einige der Dinge, die wir jetzt im Rahmen des digitalen Lernens ausprobiert haben, auch weiterhin benutzen. So haben wir dadurch auch die Möglichkeit zur Verbesserung der eigenen digitalen Kompetenzen erhalten (und aus der Not eine Tugend gemacht). 

Die Schulleitung informiert sich regelmäßig (mit Onlineumfragen) über die Meinungen und Erfahrungen der Lehrer, Eltern und Schüler mit dem Onlineunterricht. Wir bekommen immer die Ergebnisse, damit wir unsere Arbeit effizienter machen können. Die Ergebnisse der bisherigen Umfragen waren überwiegend positiv, was mich auch bei meiner Arbeit motiviert. 

Diese Zeiten sind für alle eine Herausforderung, wir hoffen aber, dass wir es gemeinsam schaffen werden. Ich persönlich hoffe auch darauf, dass wir während des digitalen Unterrichts neue Methoden und Quellen kennenlernen, die wir weiterhin benutzen werden, um den Unterricht interaktiver, interessanter und "digitaler" machen zu können.


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